Hilfslieferung in die ukrainischen Gemeinden vor Ort 02-05. April 2022

Ein Vorab-Abriss unserer Hilfsaktion - Detaillierter Bildbericht folgt nach Auswertung....

Aufwändiger Beginn!

Einiges hatten wir schon organisatorisch im Vorfeld umgeschmissen und einige Änderungen haben sich ergeben auch aus Berichten und Erfahrungen anderer Organisationen und Privatinitiativen. Und das war gut!

Unser Anliegen war schlussendlich der Aufbau einer effizienten Lieferkette von Hilfsgütern, die wir bis zu den Empfänger nachvollziehen wollten. Das bedeutet eben die drastische Reduzierung von Hilfsgütertransporten über tausende Kilometer. Unter Einsatz von Fahrzeugen, Menschen und damit auch Geld für Benzin, Sprit, Pannen und Übernachtungen und was so alles dazugehört. Zumindest für unsere Mengen ist das alles andere als effizient (wobei wir natürlich das Bedürfnis der Menschen nach "selber etwas tun" nicht unterschätzen dürfen). Aber wenn wir Spendengelder verwalten und in Eurem Auftrag ausgeben, ist das eine andere Verantwortung.

Los geht`s

So fuhren wir (das sind Konstantin aus der "Lebenswert Christusgemeinde Schw. Gmünd" und ich, samt 2 Ukrainern (Boris und Oleg) also los am Samstag früh um 7:30. Nach einem kurzen Gebet und mit nur einem Sprinter (anstatt wie letztes mal mit 5 Fahrzeugen), beladen mit medizinischen Produkten, Gulaschkonserven, warmer Kleidung, Schlafsäcken und Decken. Und natürlich von Euren Spenden 8000,00 als Gesamtbudget für diese Hilfs-Aktion. Davon konnten allein schonmal (im Vergleich zum vorigen Transport mit 5 Fahrzeugen) knapp 2000,00 gespartes Benzingeld mehr in Lebensmittel umgesetzt werden. Wir hatten eine vage Zusage von unseren Kontakten dort, dass es möglich sein sollte, evtl. in Rumänien oder vielleicht sogar in der Ukraine Lebensmittel zu bekommen.

Wir wollten also dort unsere Kontakte, die wir über Gemeindemitglieder und auch Boris (Ihr erinnert Euch, dass ist der Familienvater von 5 Kindern, dessen schwangere Frau und Restfamilie wir beim letzten Transport mitgebracht hatten) geknüpft hatten, mit eigenen Augen sehen und die Verhältnisse dort auch einschätzen.

Jetzt, 2 Stunden nach der Ankunft wieder zu Hause kann ich bereits sagen, dass uns diese Reise unser komplettes Wissen über sinnvolle Hilfeleistungen in der Ukraine über den Haufen geworfen hat.

Unsere 1. Erkenntnis:

Wir hören natürlich die Berichte über Zerstörung und Vernichtung im Land, was uns alle schockiert. Aber wir haben in den letzten 2 Tagen auch gesehen, wie das Land an anderen Gebieten noch immer funktioniert und in weiten Teilen ein (fast) ganz normales Leben stattfindet. Wir haben ohne weiteres in einer ukrainischen Metro einkaufen können. Die Regale waren voll und die Preise sind auch nicht viel anders wie in Deutschland. Für Grundnahrungsmitel wie Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren etc. haben wir ca. die Hälfte des preises bezahlt. Bezüglich der Durchschnittspreise wollen wir diese noch genauer auswerten. Die Bilder und Infos liefere ich noch hinterher in den nächsten Tagen.

Unsere 2. Erkenntnis:

Wir haben Geschwister in der Ukraine kennen gelernt, deren Familien auseinandergerissen sind, deren Häuser Putins Bomben wie Seifenblasen zerplatzen ließen und noch schlimmer, deren Familienangehörige tausendfach sterben müssen, weil ein Mensch Macht bekommt, solch schreckliche Verbrechen zu befehlen. Wir waren am Sonntag im Gottesdienst in einer kleinen Gemeinde auf dem Land. Meist ältere Männer, Frauen und Kinder. Wenige jüngere Männer, da noch nicht alle, aber viele von der Armee eingezogen wurden. Ich für meinen Teil habe nichts von der Predigt verstanden, da ich kein Wort dieser mir sehr fremden Sprache überhaupt verstehe.

Bis dann am Ende der Predigt eine Gebetszeit folgte.
Noch nie in meinem Leben habe ich alte Männer so herzzereissend zu Gott beten hören. Das Wehklagen der Frauen und wie sie um Ihrer Männer Willen zu Gott schrien, hat mich zutiefst berührt. Vermutlich werde ich im Alter immer sentimentaler, aber diesen Schmerz, den die Menschen an diesem Ort des Gebets vor Gott brachten,  hatte das innerste meiner Seele zutiefst berührt. Man kann dies nicht mehr in vernünftige Worte fassen.
Und gleichzeitig wehklagen die Frauen nicht nur über die Männer. In der übergroßen Mehrheit der Familien sind es diese Frauen die Ihre Männer unterstützen und Ihnen Stütze und Halt für Ihren Dienst an der Waffe sind.

Als wir am Sonntag morgen unsere Hilfsgüter ablieferten, bekamen wir bereits am Montag früh eine Nachricht, dass sich noch am selben Tag Geschwister auf den Weg nach Donbas ins Kriegsgebiet aufmachen, um dort die Soldaten mit Verpflegung zu versorgen, Erste-Hilfe zu unterstützen und helfen Leid zu lindern.
In den Städten haben wir große gelb-blaue Plakate fotografiert mit Aufschriften wie ungefähr "Vertraue Jesus und kämpfe für die Ukraine" (frei übersetzt) Die Bilder inkl. genauen Übersetzungen liefere ich noch nach).

Diese Tiefgläubigkeit und dieses Zeugnis vieler Ukrainer, auch in schwerster Not Ihr Leiden bei Gott unter Schmerzen abzugeben und sich dann getragen zu wissen, um schwere Entscheidungen zu treffen. Das hat mich ebenfalls sehr beeindruckt.

Unsere Dritte Erkenntnis:

Es ist tatsächlich so, dass in diesem Krieg niemand darauf wartet, dass Du in bester Absicht einen VW-Bus Hilfsmittel, die Du in Deinem Umfeld in voller Elan einsammelst, an die polnisch - ukrainische Grenze beförderst.
Es ist offensichtlich wahr, dass dort Berge von Hilfsgüter mehr oder weniger vergammeln, im günstigsten Fall jedenfalls nicht zielgerichtet die gedachten Empfänger erreicht. Es ist nur schade, dass uns deshalb schon einige Zuschriften erreicht haben, wo enttäuschte Menschen, die helfen wollten, fragen, ob denn diese Hilfe überhaupt gewollt und benötigt wird.
Wir möchten Euch allen Mut machen. Jede Hilfe wird gebraucht. Aber eben genau da, wo sie gebraucht wird. Und das ist eben nicht an der polnischen Grenze, sondern bei den einfachen Menschen im Inland, wie bei den beiden Gemeinden deren Geschwister unter Einsatz Ihres eigenen Lebens Ihre Männer an der Front unterstützen und die Verwundeten helfen zu versorgen, welche die Kinder aus den zerbombten Häusern retten, sie aufnehmen und betreuen. Menschen, welche all diese Arbeiten im Hintergrund tun, um Not und Leid unschuldig Betroffener zu verhindern. Wir haben solche Menschen in den letzten 3 Tagen persönlich in der Ukraine vor Ort kennengelernt und wir möchten Dich ermutigen: Diese Hilfe ist nicht umsonst. Sie ist mehr als notwendig, sie ist unser Zeugnis unsere Solidarität mit unseren Geschwistern in größter Not, die nicht in die Metro gehen können um für 8000,00 Euro einzukaufen.

Ich möchte Euch allen Danken für Eure Gaben und Gebete.

Wir sehen uns als verlängerten Arm von Euch Freunden, Geschwistern und Mitbetern. In den nächsten Tagen werde ich diese Reise noch zusammen mit Matthias und Konstantin als Life-project e.V. auswerten und auch abrechnen. Wir werden noch detaillierter und ausführlicher mit Bildern berichten und dokumentieren.
Wenn ihr mit uns seid, werden wir weiter machen.

Der Herr möge Euch reich segnen.

Danke HERR Jesus Christus für das Vorrecht, Deine gute Nachricht auf diese Weise zu verkünden.

 

IHM sei Die Ehre allein!